Am 11. Tag unserer Reise fuhren wir der Hauptstadt entgegen.

Die Fahrt im recht luxuriösem Minibus war angenehm und die Zeit verging wie im Fluge.

In Phnom Penh angekommen holte uns ein befreundeter Tuk Tuk Fahrer von Rani ab und brachte uns in unser Hotel für die nächsten drei Nächte. Wir verabredeten uns mit ihm für den nächsten Morgen, denn heute wollten wir einfach den Tag genießen und uns treiben lassen.

Phnom Penh

Phnom Penh ist die Hauptstadt und größte Stadt Kambodschas. Rund 2,3 Millionen Menschen leben hier (Stand: 2024). Die Stadt liegt strategisch günstig am Zusammenfluss von Mekong, Tonle Sap und Bassac und war bereits im 15. Jahrhundert für kurze Zeit Königssitz. Seit 1865 ist Phnom Penh offiziell Hauptstadt des Landes.

Während der französischen Kolonialzeit entwickelte sich die Stadt stark weiter. Noch heute sind viele Kolonialbauten erhalten, auch wenn sie zunehmend von modernen Hochhäusern verdrängt werden. Phnom Penh war einst als „Perle Asiens“ bekannt – ein Beiname, den man sich heute mit etwas Fantasie zurückdenken muss. Die Stadt wirkt hektisch, laut und widersprüchlich, aber gerade das macht sie interessant.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen der Königspalast mit der Silberpagode, das Nationalmuseum sowie das Tuol-Sleng-Genozid-Museum (S-21) und die Killing Fields von Choeung Ek – Orte, die an die Verbrechen der Roten Khmer erinnern. Auch die neu gestaltete Uferpromenade entlang des Tonle Sap zieht viele Besucher an.

Phnom Penh ist laut, heiß und voller Gegensätze – aber auch spannend und geschichtsträchtig.

1. Tag

Erste Eindrücke mit Aussicht

Wir hatten es heute nicht eilig und wollten erst einmal ankommen, den Hotelpool genießen und die Stadt auf uns wirken lassen. 

Der Ausblick aus unserem Hotelzimmer war schonmal nicht schlecht. Unter uns tobte das Leben in Form eines Marktes der offensichtlich hauptsächlich von Einheimischen besucht wurde. 

Und dahinter blickten wir auf einen eindrucksvollen Tempel und wenn uns nicht alles täuschte, konnten wir sogar im Hintergrund die goldenen Dächer des Königspalastes erblicken. Auf dem Foto lässt er sich allerdings nur erahnen.

Am Nachmittag schlenderten wir nur einmal kurz über die schön angelegte Promenade. Es war einfach viel zu heiß um mehr zu unternehmen. Da lockte doch eher unser Pool mit seinem sehr gut temperierten Wasser 

Kurz vor 18:00 (noch innehalb der Happy Hour) trafen wir auf der Dachterrasse unseres Hotels ein. Gerade rechtzeitig für einen schönen Sonnenuntergang. 

Und weil es hier so gemütlich war und ein angenehmes Lüftchen über die Terrasse wehte, beschlossen wir, einfach sitzen zu bleiben, dort zu Abend zu essen und den Tag entspannt ausklingen zu lassen. Morgen war ja auch noch ein Tag.

2. Tag

Nichts für Weicheier

Pünktlich um 9:00 Uhr traten wir vor unser Hotel, wo unser Tuk-Tuk-Fahrer bereits auf uns wartete. Eigentlich wollten wir den Tag mit den Gedenkstätten der Gräueltaten der Roten Khmer beginnen, dann einen Tempel besuchen und zum Abschluss den Zentralmarkt. Unser Fahrer schlug jedoch die umgekehrte Reihenfolge vor, da dies für den morgendlichen Verkehr deutlich günstiger sei. Da wir uns nicht auskannten, vertrauten wir ihm – und bereuten es nicht.

Geschickt manövrierte er sein Tuk-Tuk durch das Verkehrschaos von Phnom Penh und setzte uns noch vor 9:30 Uhr am Zentralmarkt ab.

Zentralmarkt  – Phsar Thmey

Der Zentralmarkt ist einer der bekanntesten Märkte der Stadt und ein echtes architektonisches Highlight. Das markante Gebäude mit seiner großen, gelben Kuppel wurde 1937 im Art-déco-Stil erbaut und ist schon von außen beeindruckend. Im Inneren reihen sich unzählige Stände aneinander, die alles anbieten, was das Herz begehrt: von Schmuck und Uhren über Textilien und Souvenirs bis hin zu frischem Obst, Gemüse und Streetfood. Die weiten, luftigen Hallen und die geschäftige, aber dennoch entspannte Atmosphäre machten den Markt für uns zu einem besonderen Erlebnis.

Schnell merkten wir, welchen Vorteil es hatte, den Markt so früh zu besuchen: Viele Händler waren noch mit dem Ausräumen beschäftigt und die Stimmung war angenehm entspannt. Niemand bedrängte uns, wir konnten in Ruhe durch die Gänge schlendern und das bunte Treiben auf uns wirken lassen.

Am Ende waren wir soviel hin und her gelaufen, dass wir etwas die Orientierung verloren hatten und etwas suchen mussten, bis wir unseren Treffpunkt außerhalb des Marktes wieder fanden. 

So langsam wurde es unerträglich heiß. Wir waren sehr froh, dass wir bald wieder in unserem Tuk Tuk sitzen würden und der warme Fahrtwind uns wenigstens etwas abkühlen würde.

Unser Tuk Tuk schaukelte uns gemütlich zu unserem nächsten Besichtigungspunkt. Dieser war nicht, wie wir gehofft hatten, eines der Mahnmale der Roten Khmer, sondern das wichtigste Heiligtum und Wahrzeichen von Phnom Penh, dem

Wat Phnom

Der buddhistische Tempel liegt auf einem etwa 27 Meter hohen, bewaldeten Hügel – dem höchsten Punkt der Stadt. Der Legende nach wurde hier im 14. Jahrhundert eine Statue des Buddha angeschwemmt, woraufhin die wohlhabende Witwe Daun Penh an dieser Stelle einen Schrein errichten ließ. Nach ihr ist die Stadt „Phnom Penh“ („Hügel der Penh“) benannt.

Heute ist Wat Phnom ein beliebter Ort für Gläubige, die hier Kerzen anzünden, beten und Opfergaben darbringen. 

Im Nachhinein müssen wir uns eingestehen: Diese Anlage hat uns überfordert – oder besser gesagt, wir waren viel zu schlecht vorbereitet. Mr. Chang setzte uns am Fuß eines bewaldeten Hügels ab, verabredete mit uns einen Treffpunkt für später und verschwand. Zurück blieben wir, ein wenig ratlos, vor einer langen Treppe, die sich zwischen den Bäumen emporwand und – wie es hier üblich ist – von steinernen Nagas bewacht wurde. Irgendwo dort oben, so vermuteten wir, müsse der Tempel sein.

Wir nahmen die ersten Stufen, und bald schon zog sich der Aufstieg durch kühl schattende Bäume, begleitet von den kunstvoll geschwungenen Leibern der Schlangen, die sich zu beiden Seiten wanden. Die Luft war schwül, und als wir oben ankamen, waren wir schweißgebadet.

Vor uns lag tatsächlich der Tempel: ein friedlicher Ort, umgeben von kleineren Schreinen und Figuren, liebevoll geschmückt mit Räucherstäbchen, Blumen und Kerzen, die Gläubige dargebracht hatten. Wir ließen den Blick schweifen – über die bunten Opfergaben und die stillen Mönche. Die Stadt tief unter uns geriet in Vergessenheit.

Doch wir verstanden nicht recht, was wir da sahen. Die Bedeutung der Gebäude, die Rituale der Menschen – all das blieb uns fremd. Und trotzdem gefiel uns die Stimmung hier oben. 

Dann aber trieb uns der stickige Rauch der Räucherstäbchen schließlich wieder hinab. Da wir keinen anderen Weg fanden, stiegen wir Stufe um Stufe, zurück in den Trubel der Stadt.

Am Fuße der Treppe angekommen, drehten wir noch eine kleine Runde durch die Anlage. Außer ein paar fotogenen Büschen und dekorativen Bäumen sprang uns aber nichts ins Auge – die Kamera blieb also in der Tasche. Wie wir dabei sowohl die riesige Stupa als auch die noch riesigere Blumenuhr übersehen konnten, ist mir bis heute ein Rätsel. Immerhin begegneten wir neben der Treppe noch zwei Mönchen, die still auf Spenden warteten. Nach einem kleinen Obolus durften wir ein Foto machen – wenigstens das haben wir hingekriegt.

Wieder im Tuk Tuk erklärte uns Mr. Chang, dass der Weg zu den Killing Fields etwas länger dauern würde. Uns war das egal – ändern ließ sich daran ja nichts. Also genossen wir die etwa 45-minütige Fahrt quer durch die Stadt. Während der zwar chaotische, aber dennoch recht ruhige Verkehr an uns vorbeizog, spürten wir die warme Luft auf unserer Haut. Es war einfach angenehm, auf dem weichen Polster des Tuk Tuks zu sitzen und die vielen Eindrücke auf sich wirken zu lassen.

Etwa 15 Minuten vor unserem Ziel hielt Mr. Chang an, um uns auf ein Kraut aufmerksam zu machen, das hier wächst: „Morning Glory“. Mit diesem Begriff konnten wir zunächst nichts anfangen, doch der Blick zurück auf die Stadt war fantastisch. Morning Glory, erklärte er, sei Wasserspinat – ein in der Region sehr beliebtes Gemüse. Natürlich hatten wir es schon gegessen, nur den Namen kannten wir nicht

Um 12:00 Uhr war erst einmal Schluss mit Lustig. Wir standen vor dem Eingang der

Killing Fields von Phnom Penh – Choeung Ek

Choeung Ek liegt rund 15 Kilometer südlich von Phnom Penh und ist in etwa 45 Minuten mit dem Tuk Tuk zu erreichen. Hier ermordeten die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 schätzungsweise 17.000 Menschen. Insgesamt fielen dem Terrorregime in Kambodscha über 1,7 Millionen Menschen zum Opfer. Die meisten Opfer in Choeung Ek waren Intellektuelle, Lehrer, Mönche, Oppositionelle, aber auch Frauen, Kinder und Babys.

Heute ist das Gelände eine stille Gedenkstätte, die mit einem Rundweg, Schautafeln und den Überresten der Massengräber einen tiefen Eindruck hinterlässt. Im Zentrum steht die markante Stupa, in der über 5.000 Schädel der Opfer aufbewahrt werden.

Ein Besuch hier ist schmerzhaft und bedrückend, aber auch wichtig, um das Ausmaß der Grausamkeit zu verstehen und als Mahnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Wer die große Hitze und Besuchergruppen vermeiden möchte, sollte früh am Morgen kommen.

Schon beim Betreten des Geländes lag eine bedrückende Stille in der Luft. Selbst die vielen Schüler aller Altersklassen, die in ihren weißen Schuluniformen über die Wiesen liefen, schienen von der Atmosphäre ergriffen und blieben fast sprachlos.

An diesem scheinbar friedlichen Ort, mit seinen weiten grünen Wiesen, schattigen Bäumen und einfachen, staubigen Wegen, wurden während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer unvorstellbare Grausamkeiten verübt. Mehr als 17.000 Menschen, darunter auch viele Babys,  wurden allein hier gefoltert, ermordet und in Massengräbern verscharrt.

Ein Audioguide führte uns durch die verschiedenen Stationen. Die Erzählungen von Überlebenden und die nüchternen Fakten ließen uns immer wieder schlucken. Besonders eindrucksvoll und zugleich erschütternd ist die Stupa, ein gläsernes Mahnmal, das in der Mitte des Geländes errichtet wurde. Darin sind Tausende Schädel und Knochen der Opfer aufbewahrt – stumme Zeugen eines unfassbaren Genozids.

Die Idylle täuscht.

Der See vor uns glitzert friedlich in der Sonne. Doch dieser Anblick ist trügerisch, denn der See ist in Wahrheit ein Massengrab. Hier wurden 172 Gräber entdeckt, von denen 129 unangetastet blieben, um den Toten ihre letzte Ruhe zu lassen

Auch hier täuscht der erste Eindruck.

Ein Baum, geschmückt mit bunten Bändern, Ketten und kleinen Stoffhasen. Auf den ersten Blick wirkt er fast fröhlich, doch die Wahrheit ist grausam. Menschen hängen diese kleinen Geschenke hier auf, um an die vielen unschuldigen Babys zu erinnern, die an diesem Baum auf brutalste Weise getötet wurden. Die Roten Khmer zerschlugen ihre Schädel an der scharfen Rinde des Stammes.

Dieses Grab

steht symbolisch für die unzähligen namenlosen Opfer des Genozids. 1980 wurden hier fast 9000 Leichen exhumiert, viele von ihnen mit Fesseln und Augenbinden. Ihre sterblichen Überreste lagen in anonymen Massengräbern verscharrt.

Trotz der Grausamkeit, die sich hier abspielte, ist der Ort heute vor allem ein Ort der Erinnerung und Mahnung. Viele Besucher legen Blumen nieder, manche stehen einfach nur still da und gedenken.

Für alle, die mehr über die Gräueltaten der Roten Khmer erfahren möchten, habe ich eine Publikation der Philipps Universität Marburg beigefügt.

Gut eine Stunde waren wir auf den Killing Fields unterwegs. Es ist erstaunlich, wie lieblich eine Landschaft wirken kann, die zugleich so viel Grausames verbirgt. Man könnte sich fragen, warum wir uns das angetan haben. Die Antwort ist einfach: Wer Kambodscha verstehen möchte, muss seine Geschichte kennen. All diese Gräueltaten geschahen nicht vor hunderten von Jahren, sondern in den 1970er-Jahren. Wir selbst waren damals gerade 14 beziehungsweise 15 Jahre alt und lebten recht unbeschwert — während hier, innerhalb von nur drei Jahren, für so viele Menschen die Welt unterging.

Zeit für ein Mittagessen. Wie gut, dass hier einige geschäftstüchtige Gastronomen kleine Restaurants eröffnet haben. So konnten wir das bisher Gesehene und Gehörte in Ruhe auf uns wirken lassen — und erst einmal verdauen.

Eine Stunde später waren wir auf dem langen Weg zurück zu unserem heutigen letzten Besichtigungspunkt. Auch dabei sollte es sich nicht um leichte Kost handeln. Wir waren froh, dass die Rückfahrt uns wieder einmal eintauchen ließ in diese für uns so unbekannte, für unser Auge chaotische Straßenszenerie. 

Kurz vor 15:00 Uhr erreichten wir das

Tuol-Sleng-Genozid-Museum

Das Tuol-Sleng-Genozid-Museum ist das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer und dient der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen während des Genozids in Kambodscha zwischen 1975 und 1979 zur Zeit des Demokratischen Kampucheas. Es befindet sich in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas.

S-21 war eines der 196 Gefängnisse des Demokratischen Kampucheas. Es wurde vom ehemaligen Schullehrer Kaing Guek Eav alias „Genosse Duch“ geleitet, der dort für den Tod von mindestens 14.000 Menschen verantwortlich war. Insgesamt wurden im S-21 etwa 18.000 Menschen gefangengehalten, von denen nur zwölf überlebten.

Das Gefängnis gilt als Folterzentrum. Wer ins S-21 eingeliefert wurde, galt automatisch als schuldig, oftmals wurden die Geständnisse unter Folter abgezwungen. Der Umfang des Gefängnisses ging weit über das heutige Museumsgelände hinaus und erstreckt sich über das ganze Viertel. Dort waren unter anderem ein Krankenhaus, Felder, Bananenplantagen, in Folterkammern umgewandelte Häuser sowie Unterkünfte für das Personal zu finden…Weiterlesen auf Wikipedia.de

Zugegeben: Eigentlich wollten wir diese Stätte möglichst schnell hinter uns bringen und nahmen daher zunächst keinen Audioguide. Doch als wir dann in der Anlage standen, merkten wir schnell, dass uns die Hintergründe fehlten. Also gingen wir zurück und holten uns doch noch Audioguides. Erst damit ergab der Besuch wirklich Sinn — ohne die Erklärungen bleibt vieles unverständlich.

Neben vielen Touristen waren hier auch einige Gruppen junger Mönche unterwegs. Für sie war der Besuch sicherlich einerseits Pflichtprogramm, andererseits aber auch Teil der ganz persönlichen Familiengeschichte. Denn kaum vorstellbar: Genau in diesem April vor 50 Jahren nahmen die Roten Khmer die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh ein und stürzten die damalige Militärregierung. Damit begann eine fast vier Jahre währende Schreckensherrschaft, der rund 1,7 Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Der Audioguide führt einen durch zehn Räume in insgesamt vier Hauptgebäuden dieses ehemaligen Gymnasiums. Um es vorwegzunehmen: Die letzten Räume in den Obergeschossen haben wir uns erspart. Es war schon harter Tobak, was man hier zu sehen und zu hören bekam — und irgendwann einfach genug.

Sobald man das Gelände betritt, sieht man im Innenhof, dem ehemaligen Pausenhof, symbolische Grabmäler für die letzten Opfer, die in Tuol Sleng ums Leben kamen. Neben den Gräbern stehen im Schatten exotischer Bäume Bänke, die zum Innehalten und Ausruhen einladen. Viele Guides nutzen diese Bänke, um ihren Gruppen die Gräueltaten der Roten Khmer näherzubringen.

Beim Betreten des ersten Gebäudes passiert man mehrere ehemalige Folterräume. Auf einigen der ausgestellten Fotos ist zu sehen, wie Gefangene gefesselt und mit Stromschlägen gequält wurden

.

In weiteren Räumen trifft man auf Fotos der Diktatoren Pol Pot und Kaing Guek Eav sowie ihrer Gefolgsleute. Erschreckend daran ist, dass die Helfer des Regims so unglaublich jung waren. Wie es dazu kam, kann man sehr anschaulich in diesem Artikel nachlesen.

Wen es interessiert, was aus Pol Pot und Kaing Guek Eav geworden ist, der findet mit einem Klick auf die Namen weiterführende Informationen in den jeweiligen Wikipedia-Artikeln.

Im nächsten Gebäude befindet sich der ehemalige Zellentrakt. Hier wurden die Gefangenen eingefercht und in Ketten gelegt.

Das war der letzte Trakt, den wir uns angesehen haben. Wir hatten wirklich genug und wollten für den Rest der Reise nichts mehr von Mord und Totschlag hören.

Bevor wir Mr. Chang riefen, verdauten wir das Gesehene bei einer Tasse Kaffee.

Zurück im Hotel machten wir uns frisch und schlenderten anschließend über den quirligen Einheimischenmarkt zu einer Rooftop-Bar, wo wir den Tag bei einem leckeren Cocktail ausklingen ließen.

Zum Abendessen ließen wir uns mit einem Grab-TukTuk zum Nachtmarkt fahren. Der Markt war durchaus interessant und ganz anders als die bisherigen, doch die angebotenen Waren unterschieden sich kaum von dem, was wir schon gesehen hatten — unser Portemonnaie blieb also auch diesmal zu. Auch essen mochten wir hier nicht, es war uns einfach zu fleischlastig. Also nahmen wir das nächste TukTuk und ließen uns an die Strandpromenade bringen, zu einem zuvor ausgesuchten Restaurant. Eine sehr gute Entscheidung!

3. Tag

Tempel, Thron und Tonle Sap – Unser 3. Tag in Phnom Penh

Da wir gestern Nachmittag bereits mit Mr. Chang abgesprochen hatten, dass wir heute kein TukTuk brauchen würden — die wenigen Sehenswürdigkeiten wollten wir zu Fuß erkunden — waren wir diesmal als Fußgänger unterwegs. Bevor wir losliefen, genossen wir noch vor dem Frühstück den Sonnenaufgang von der Dachterrasse unseres Hotels. Was für ein großartiger Start in den Tag!

Gegen 8:30 Uhr machten wir uns auf den Weg. Der eigentlich geplante Wat Ounalom Tempel war leider noch geschlossen, also gingen wir direkt weiter zum Königspalast. Auf dem Weg dorthin konnten wir beobachten, wie sich die Rikscha-Fahrer für ihre ersten Touren des Tages formierten

Der Königspalast in Phnom Penh

Der Königspalast ist das prachtvolle Wahrzeichen von Phnom Penh und Sitz der kambodschanischen Königsfamilie. Er wurde ab 1866 erbaut, nachdem die Hauptstadt von Oudong nach Phnom Penh verlegt worden war.

Die Anlage besteht aus mehreren Gebäuden mit vergoldeten Dächern, reich verzierten Fassaden und gepflegten Gärten. Besonders beeindruckend ist die Thronhalle, die bis heute für offizielle Zeremonien genutzt wird. Ebenso sehenswert ist die angrenzende Silberpagode (Wat Preah Keo Morakot), deren Fußboden mit über 5000 silbernen Fliesen ausgelegt ist. Hier befinden sich auch zahlreiche Buddha-Statuen, darunter eine aus massivem Smaragdglas und eine lebensgroße aus purem Gold, besetzt mit Diamanten.

Ein Besuch des Königspalasts vermittelt einen Einblick in die Tradition und Kultur Kambodschas — und in den Glanz vergangener Zeiten.

Öffnungszeiten und Kleidervorschriften (bedeckte Schultern und Knie) sollte man bei einem Besuch beachten.

Als wir gegen 9:00 Uhr am Königspalast eintrafen, war bereits einiges los. Vor allem asiatische Reisegruppen tummelten sich auf dem Gelände. Wir versuchten, ihnen so gut es ging aus dem Weg zu gehen – und das ist uns am Ende auch ganz gut gelungen.

Die Anlage erinnert stark an den Königspalast in Bangkok – was kein Zufall ist, denn dieser diente als architektonisches Vorbild.

Einen brauchbaren Plan der Anlage hatten wir leider nicht, also steuerten wir einfach auf das größte Gebäude zu – keine schlechte Entscheidung, denn dort befand sich der Thronsaal. Dass man diesen nicht fotografieren durfte, war mir zunächst entgangen. Erst als eine Aufsichtsperson einen asiatischen Touristen laut zurechtwies, fiel mir das Verbotsschild ins Auge. Mein Foto war da allerdings schon – im wahrsten Sinne des Wortes – im Kasten.

In einem nebenliegenden Gebäude konnten wir die königlichen Roben bewundern.

Plötzlich stießen wir auf ein Gebäude, das so gar nicht ins Bild der traditionellen Khmer-Architektur passte. Die zweigeschossige Villa mit ihren filigranen Eisenverzierungen, dem kleinen Uhrtürmchen und dem fast schon verspielten Balkon erinnerte eher an ein Pariser Stadtpalais als an ein Gebäude in Südostasien.

Tatsächlich handelte es sich um die sogenannte Villa Napoléon III. Sie wurde einst in Frankreich für eine Weltausstellung errichtet und später als Geschenk des französischen Kaisers an König Norodom nach Phnom Penh verschifft. Heute steht sie als stummer Zeuge der französischen Kolonialzeit auf dem Gelände des Königspalastes – betreten darf man sie nicht, aber allein ihr Anblick ist beeindruckend genug.

Besonders beeindruckt hat uns das riesige Wandgemälde, das sich entlang der inneren Mauer des Palastgeländes zieht. Es stellt Szenen aus dem Reamker dar – der kambodschanischen Version des indischen Ramayana-Epos.

Die Farben sind zwar teils schon verblasst und an vielen Stellen nagt der Zahn der Zeit, doch die Detailfülle ist immer noch faszinierend. Götter, Dämonen, Schlachten und mystische Wesen tummeln sich in kunstvoll gemalten Szenen, die einen tiefen Einblick in die kambodschanische Mythologie geben.

Leider wird dieses beeindruckende Kunstwerk leicht übersehen – viele eilen daran vorbei, auf dem Weg zur Silberpagode oder zum Thronsaal. Wir nahmen uns bewusst ein paar Minuten, um genauer hinzuschauen. Es hat sich gelohnt. Zwei kleine Filme gibt es hier und hier.

Ziellos schlenderten wir über das weitere Gelände.
Nachdem wir die Hauptgebäude des Königspalasts besichtigt hatten, ließen wir uns einfach treiben. Hinter jeder Ecke warteten neue Eindrücke: prunkvolle Stupas, kunstvoll gestaltete Pavillons und liebevoll gepflegte Gartenanlagen. Es war erstaunlich ruhig in diesem Teil des Geländes – fast wie ein versteckter Rückzugsort mitten im touristischen Trubel.

Unsere Eindrücke lassen sich schwer in Worte fassen – deshalb hier ein paar Bilder in der Slideshow, die euch mitnehmen auf unseren kleinen Spaziergang durch die königliche Anlage.

In einem der Räume standen unzählige Buddha-Statuen dicht an dicht – fast wie eine kleine Armee. Zwischen all den Figuren entdeckten wir sogar eine kunstvoll gestaltete Kuhfigur. Ob diese Sammlung zu bestimmten Anlässen besonders hervorgeholt oder arrangiert wird, konnten wir leider nicht herausfinden. Aber der Anblick war eindrucksvoll und ließ viel Raum für Spekulationen und Staunen.

Im hinteren Teil der Anlage entdeckten wir die Stupa von König Norodom (1834–1904), dem Großvater des heutigen Königs Norodom Sihamoni. Sie ist schlicht, aber eindrucksvoll gestaltet und steht etwas abseits vom Hauptweg. Umgeben von weiteren kleineren Stupas und einem beeindruckenden Hain aus Kanonenbäumen, wirkt sie wie ein stiller Ort des Gedenkens – ein architektonisches Zeugnis der kambodschanischen Königsgeschichte.

Nicht weit davon entfernt fiel uns – wie schon in Bangkok – ein Modell von Angkor Wat ins Auge. Dies betrachteten wir allerdings nur aus der Ferne. Viel mehr interessierten uns die zahlreichen exotischen Pflanzen und Bäume, die in der gesamten Palastanlage für eine fast parkähnliche Atmosphäre sorgen

Bevor wir zu meinem liebsten Fotomotiv kommen, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einer besonders schönen Stupa. Die feinen Ornamente und filigranen Verzierungen an diesem Bauwerk waren wirklich beeindruckend – jedes Detail schien mit großer Sorgfalt gearbeitet zu sein.

Kommen wir nun zu einem ganz besonderen Detail, das uns immer wieder ein Schmunzeln entlockte: die vielen Katzen in der Anlage. Erfreulicherweise werden sie von den Aufsichtspersonen meist nicht verjagt – im Gegenteil, viele von ihnen scheinen geduldet zu sein und chillen ganz entspannt, teils sogar in den königlichen Hallen. Ich finde, das haben sie sich absolut verdient – schließlich tragen sie mit ihrer Ruhe und Gelassenheit zu einer ganz eigenen, friedlichen Atmosphäre bei.

Mit diesen Bildern im Herzen verließen wir den Königspalast und wandten uns dem nächsten Kapitel unseres Tages zu – dem Buddhismus. Ein Thema, das in Kambodscha allgegenwärtig ist und sich in unzähligen Tempeln, Statuen und Ritualen widerspiegelt.

Allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Mönche gemacht: Über die Mittagszeit war der Tempel, den wir besuchen wollten, geschlossen. So standen wir vor verschlossenen Toren. Statt Tempel-Fotos gibt es daher ein paar Straßeneindrücke.

Achtet mal auf das erste Foto. So einen Parkplatz habt ihr sicher noch nicht gesehen.

Auf einem der Fotos seht ihr einen Eierstand. Eier werden in Kambodscha wohl in jeder Form und Größe gerne gegessen. Hühnereier, Enteneier und sogar sogenannte „Balut“-Eier – fast entwickelte Entenembryonen – sind weit verbreitet. Letztere gelten als Delikatesse und werden oft mit Limettensaft, Salz und Pfeffer gegessen.

Eier sind nicht nur Beilage, sondern oft Hauptbestandteil von Speisen. Eingerührt in gebratenen Reis, als Omelett mit Kräutern oder aufgeschnitten in Nudelgerichten – ohne Ei ist eine kambodschanische Mahlzeit oft nicht vollständig. Auch in religiösen und rituellen Kontexten findet man sie manchmal, etwa als einfache Opfergabe in Tempeln.

Kurz gesagt: Eier sind in Kambodscha nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern auch ein fester Bestandteil von Kultur, Marktleben und Essgewohnheiten.

 

Da es noch früh am Tag war, gönnten wir uns eine Pause auf der Dachterrasse unseres Hotels. Auf bequemen Liegen und in fast leerem Whirlpool ließ es sich herrlich entspannen und die Aussicht genießen.

Zum Mittagessen gab’s zur Abwechslung mal Burger mit Pommes – nach 13 Tagen kultureller Eindrücke und landestypischer Gerichte genau die richtige Auszeit

Nach unserer Mittagspause zog es uns wieder hinaus – diesmal zum

Wat Ounalom

einem der bedeutendsten buddhistischen Klöster Kambodschas. Die imposante Tempelanlage liegt nur wenige Schritte von unserem Hotel und vom Mekong entfernt. Es gilt als geistliches Zentrum des kambodschanischen Buddhismus.

Bereits der Haupttempel mit seiner breiten roten Treppe, den goldenen Löwenfiguren und den kunstvoll verzierten Giebeln beeindruckte uns. Wir konnten den Haupttempel sogar betreten. Im Inneren erwartete uns ein großzügig gestalteter Raum mit kunstvollen Wandmalereien, einer großen Buddha-Statue und auffallend vielen kleineren Altären. 

In der goldenen Stupa soll sich übrigens eine heilige Reliquie Buddhas befinden – eine seiner Augenbrauen –, der das Kloster seinen Namen verdankt.

Auf dem Gelände befinden sich mehrere Stupas – laut unserem Reiseführer sollte sogar eine davon begehbar sein. Leider war bei unserem Besuch keine geöffnet. Dem Gesamteindruck des Klosters tat das jedoch keinen Abbruch. Die Anlage war für uns bislang die interessanteste, noch aktiv genutzte Klosteranlage, die wir besichtigt haben. Neben den prächtigen beiden Stupas gab es mehr als 40 Gebäude.

Wahrscheinlich haben wir nur einen Bruchteil davon entdeckt. 

Rechts neben dem Haupttempel steht noch ein kleiner Tempel, dessen Säulen und Dach prächtig verziert sind. Neugirieg besichtigten wir natürlich auch das Innere des Tempels. 

Dort entdeckten wir eine Skulptur des vor kurzen verstorbenen Patriarchen des Tempels.

Samdech Preah Maha Sangkhareach Tep Vong

starb am 26. Februar 2024 im Alter von 93 Jahren. Er war bekannt für seine Rolle bei der Wiederherstellung des kambodschanischen Mönchtums nach der Khmer Rouge-Ära.

Neben vielen Nebengebäuden befindet sich auf dem Kloster ein sehr interessanter Friedhof, der nicht nur durch seine reich verzierten Stupas, sondern auch durch seine lebenden Bewohner eine wahre Augenweide ist.

Was es mit der verhüllten Budda-Statue auf sich hat, konnten wir leider nicht herausfinden. Sie wirkt irgendwie gespenstisch, oder?

Zum weiteren Gelände des Klosters gehören eine ganze Anzahl an Wohn- und Schulungsräumen, auch diese und ihre Umgebung waren sehenswert und gaben und einen kleinen Einblick in das alltägliche Leben in Phnom Penh.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Phnom Penh stand noch eine Bootsfahrt bei Sonnenuntergang auf dem Programm. Im Vorfeld hatten wir uns ein bestimmtes Boot ausgesucht, das gute Bewertungen bekommen hatte – nun galt es, dieses auch zu finden.

Wir machten uns zu Fuß auf den Weg entlang der Uferpromenade und sichteten zahlreiche Boote, doch das gesuchte war nicht darunter.

Die Beine wurden langsam schwer, also suchten wir nochmals online nach dem genauen Standort. Schließlich beschlossen wir, umzudrehen und es erneut zu versuchen. Dieses Mal hatten wir Glück: Das Boot war inzwischen angekommen und hatte vermutlich beim ersten Mal noch gar nicht angelegt. Wir mussten uns beeilen, aber schafften es rechtzeitig an Bord.

Sobald wir an Bord waren, wurden wir herzlich empfangen. Der Captain saß hinter dem Steuer, die Band war bereit und kurz darauf bekamen wir einen leckeren Willkommensdrink. Unsere Bootsfahrt über das Flussdelta konnte beginnen.

Unsere abendliche Bootsfahrt auf dem Mekong und Tonle Sap bot einen besonderen Blick auf Phnom Penh. Am Ufer zogen Pfahlbauten, Fischerboote und Hausboote vorbei – das Leben am Fluss blieb auch in den letzten Sonnenstrahlen aktiv. Fischer zogen den letzten Fang des Tages ein, andere wuschen sich, oder planschten einfach im seichten Wasser.

Zu dieser Szenerie passte perfekt  die traditionelle kambodschanische Musik die unsere kleine Band am Bord spielte. Die sanften Klänge passten perfekt zur ruhigen Fahrt und der goldenen Stimmung, die sich über Wasser und Stadt legte.

Zum Abschluss der Fahrt wurde die Musik richtig fezig. Trotz des schnellen Beats blieb die Band aber im Rahmen der traditionellen Musik. Viele Gäste standen auf und tanzten mit. Wir waren etwas zu faul und genossen die Fahrt und unseren Drink. 

Genau so hatten wir uns einen gelungenen Abschluss dieser Städtetour vorgestellt.

Rückkehr nach Phnom Penh - Der letzte Reisetag

An unserem letzten Reisetag fuhren wir mit dem Taxi von Sihanoukville nach Phnom Penh, wo wir eine letzte Übernachtung hatten, bevor uns am nächsten Nachmittag ein Taxi zum Flughafen bringen sollte.

Den Tag verbrachten wir mit Bummeln über die verschiedenen Märkte, auf denen wir die letzten Souvenirs kauften. Durch unsere Shopperei kamen wir erst recht spät in einem Straßenimbiss zum Mittagessen an. Es war richtig lecker. Anschließend faulenzten wir etwas am Pool, bevor wir die letzte Happy Hour auf unserer schönen Hotelterrasse mit Blick auf den Mekong genossen.

Am frühen Abend wollten wir dann noch zum Russenmarkt. Wir nahmen ein Tuk-Tuk direkt vor unserem Hotel. Der Fahrer fuhr mit uns fluchend durch den dichten Verkehr. Die Fahrt dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und als wir dann ankamen, war der Markt bereits geschlossen. Shit happens! Das hätte uns der Tuk-Tuk-Fahrer auch sagen können. Da dieser nach einem guten Trinkgeld das Weite gesucht hatte, buchte ich uns diesmal ein Grab-Tuk-Tuk zurück zu unserem Hotel. Erstaunt stellten wir fest, dass wir gar nicht zu unserem Hotel kamen, da die Uferpromenade komplett für den Verkehr gesperrt war. Dies war wohl übliche Praxis am Wochenende in Phnom Penh.

An vielen Ecken wurde getanzt, gesungen und gelacht. Wir ließen uns ein wenig treiben, genossen das bunte Treiben – und kehrten schließlich in unser Lieblingsrestaurant zum Abendessen ein.

Und weil es so schön war, schlenderten wir nach unserem Abendessen noch einmal über diese hauptsächlich von Einheimischen bevölkterte Promenade. 

Und wieder entdeckten wir eine Gruppe Tänzer, die diesmal einen Linedance aufs Packet legten. Leider ist die Musik zum Video im Nirvana verschwunden. Sorry!

Welch eine Metropole….wir haben sie in vollen Zügen mit allen Sinnen genossen.