Battambang

Heute hieß es Abschied nehmen von Siem Reap und Rani.

Dieser brachte uns noch zur Reiseagentur, wo wir in einen Minibus steigen würden, der uns nach Battambang, direkt zu unserem Hotel bringen sollte.

Der Bus war zwar kleiner und unbequemer als erwartet, aber wir hatten das Glück, zwei der besseren Sitzplätze zu erwischen, und unser Fahrer fuhr angenehm umsichtig. 

Etwa auf halber Strecke legten wir eine kurze Pause ein. Dabei erfuhren wir, dass nicht nur ein frisch geborenes Baby mit seinen Eltern an Bord war, sondern im Gepäckraum sogar ein lebendiges Huhn mitreiste. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir schließlich unser Hotel in Battambang.

Dort angekommen hatten wir es erst einmal nicht eilig. Nach dem Check in brachten wir erst einmal unser Gepäck aufs Zimmer, zogen uns um und suchten uns an der Poolbar ein Plätzchen zum Mittagessen. Anschließend chillten wir noch etwas an einem der zwei Pools. Das war Urlaub pur!

Erst gegen 17:00 Uhr buchten wir über die Crab-App ein Tuk Tuk und ließen uns in das 2 km vom Zentrum entfernte Dorf

Wat Kor

kutschieren. Hier sollte es u.a. einen schönen Tempel und eine Ansammlung von alten Kmer-Häusern geben.

Wieder zurück im Stadtzentrum streiften wir noch etwas durch die Straßen bevor wir uns in einem kleinen Restaurant mit Kmer-Küche niederließen. 

Bevor wir in unseren zweiten Tag starten, ein paar Hintergrundinformationen zu:

Battambang

Battambang ist mit rund 200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kambodschas – dennoch wirkt sie überraschend entspannt und fast schon provinziell. Die Stadt liegt am Ufer des Sangkae-Flusses und ist bekannt für ihre gut erhaltene französische Kolonialarchitektur, ihre kreative Kulturszene sowie die fruchtbare Umgebung, in der viel Reis und Obst angebaut wird.

Historisch war Battambang lange Zeit Teil des siamesischen (heutigen thailändischen) Einflussbereichs, was sich in Kultur und Architektur widerspiegelt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Region offiziell wieder Kambodscha zugesprochen.

Trotz ihrer Größe ist Battambang vom Massentourismus bislang weitgehend verschont geblieben. Besucher schätzen vor allem die authentische Atmosphäre, die Nähe zu ländlichen Dörfern, beeindruckende Tempelanlagen wie Wat Banan oder Wat Ek Phnom und nicht zuletzt die berühmte Fahrt mit dem Bambuszug, einem Überbleibsel aus der französischen Kolonialzeit, der heute eine beliebte Touristenattraktion ist.

Auch traurige Kapitel der kambodschanischen Geschichte sind präsent – etwa durch das „Killing Caves“-Mahnmal in Phnom Sampeau, das an die Gräueltaten der Roten Khmer erinnert.

2. Tag

Wir starteten wie jeden Morgen mit einem sehr leckeren Frühstück. Gegen Ende entdeckte Gabi vor dem Hotel ein besonders hübsch verziertes Tuk-Tuk. Spontan beschlossen wir, damit unseren Tagesausflug zu starten. Leider war es bereits vergeben – doch der freundliche Fahrer bot sofort an, seinen Freund anzurufen. Wenig später stand Kamnat vor uns – und stellte sich im Laufe des Tages als absoluter Glücksgriff heraus.

Unsere Tour begann an der Gouverneursresidenz von Battambang, einem auffällig gelben Bau im französisch-kolonialen Stil aus der Kolonialzeit. Das Gebäude am westlichen Ufer des Sangker-Flusses zählt zu den markantesten Bauwerken der Stadt. Mit seinen symmetrischen Formen, klassizistischen Details und dem gepflegten Garten wirkt es auch heute noch sehr eindrucksvoll – auch wenn es nur gelegentlich für offizielle Anlässe genutzt wird.

Der weitere Weg führte uns zu den schönen Kolonialhäusern, die wir gestern abend schon bewundert, aber wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht mehr fotografiert hatten.

Als nächstes fuhren wir über diese, aus der französischen Kolonialzeit errichtete Bogenbrücke.

Sie ist nicht nur die älteste, sondern auch die bekannteste Überquerung über den Sangker-Fluss in Battambang.

Zu unserer Freude lenkte Kamnat sein Tuk Tuk zum

Wat Kandal bzw. Wat Sangker

Dessen Eingangstor, das stark an den Stil von Bayon erinnert, hatte es uns gestern Abend schon angetan.


Der Tempel gehört zu den ältesten und bedeutendsten Pagoden der Stadt. Neben dem beeindruckenden Eingangstor besticht die Tempelanlage durch viele filigrane Steinmetzarbeiten, Statuen und reich verzierte Gebäude. Noch heute wird der Tempel aktiv genutzt und bietet Einblicke in das religiöse Leben kambodschanischer Buddhisten.

Dies war aber noch nicht alles.

Total geflasht waren wir von diesem prächtigen Kannonenkugelbaum. So ein tolles Gewächs hatten wir noch nie gesehen. 

Anschließend fuhren wir beim Stäbchenmann vorbei. OK, der Knabe heißt natürlich nicht so. Hier seine Geschichte:

Ta Dambong Statue – Die Legende vom Schwarzen Stab

Ta Dambong Statue

Die monumentale Statue von Ta Dambong, dem Namensgeber Battambangs, erinnert an eine alte Legende:

Ein Hirte findet einen magischen Stab, stürzt damit den König und wird selbst Herrscher. Doch eine Prophezeiung kündigt seinen Sturz durch einen weißen Reiter an.

Als sie sich erfüllt, flieht Ta Dambong mit dem Stab und bleibt verschwunden.

Unser nächster Stopp führte uns zum

Wat Preah Moha Kuntakod

Wat Preah Moha Kuntakod
Wat Preah Moha Kuntakod

Dieser Tempel besticht nicht durch sein Alter sondern durch seine schöne esthetische Bauweise und seine beeindruckenden Skulpturen. Von der Terrasse des Tempels hat man einen guten Blick über die Anlage.

Unseren nächsten Stopp verdankten wir einem Stau wegen einer Feierlichkeit am Rande eines großen Marktes. Kamnat und seiner ruhigen Art war es zu verdanken, dass wir gemächlich über diesen Einheimischenmarkt schlendern konnten und sogar mit den Marktfrauen ins Gespräch kam. Natürlich haben wir einiges probiert und gekauft.

Nächster Stopp: 

Wat Samrong Knong

– Ein Tempel mit bewegter Geschichte

Etwa 4 km nördlich von Battambang liegt der Wat Samrong Knong. Die Anlage zählt zu den ältesten Tempeln der Region und wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Heute besteht sie aus einer Mischung aus historischen Gebäuden und neueren Strukturen.

Während der Herrschaft der Roten Khmer wurde der Tempel zweckentfremdet und diente als Gefängnis und Hinrichtungsort. Eine Stupa mit Totenschädeln und das sogenannte „Well of Shadows“ erinnern an die tausenden Menschen, die hier ums Leben kamen.

Der Besuch des Tempels war ruhig, aber eindrucksvoll – besonders durch den Kontrast zwischen religiösem Ort und Erinnerungsstätte.

Well of Shadows

Diesen traurigen Abschnitt der Geschichte habe ich vom Tempel getrennt.

Noch vor der Mittagspause fuhr Kamnat mit uns zum Bamboo-Train.

Eigentlich wollten wir ihm sagen, dass wir diese Tour nicht machen wollten, da sie uns zu touristisch erschien. Rückblickend hat der Fahrt aber viel Spaß gemacht und hat uns einen kleinen Einblick in das Leben der Landbevölkerung gegeben.

Mit Kamnat hatten wir wirklich ein Kulturprogramm der Extraklasse gebucht.

Noch vor dem Mittagessen fuhren wir zu einer Farm wo er für uns eine sehr leckere Pomelo, die man hier Graipfrucht nennt filetieren ließ. Wir hätten auch noch die Plantage besuchen können, dazu hatten wir aber wenig Lust. Kurz darauf kamen wir an eine alte, schmale Bambus-Hängebrücke über einen Seitenarm des Sangkae-Flusses – ein charmanter Kontrast zu den Tempelmauern. Erstaunt sahen wir, dass nicht nur Fußgänger, sondern auch Rollerfahrer diese schmale Brücke nutzen. Direkt neben der Brücke entdeckte ich eine der typischen kleinen Tankstelle für jegliche Art von Motorfahrzeugen. Große Tankstellen sieht man nur entlang der Verbindungsstraßen zwischen den Städten. 

Anschließend stoppten wir kurz an der

Wat Kampong Ampil – Pagode

Die Pagode in klassischer Khmer-Architektur – einem zentralen Hauptgebäude, flankiert von Stupas und bunten Wachsfiguren ließen wir links liegen und wendeten uns direkt dem gepflegten Garten mit mehreren großen Buddha-Statuen zu . 

Wir waren die einzigen Besucher hier und streiften etwas über das Gelände und bestaunten die interessanten meist sehr bunten Skulpturen von Budda und seinen Wächtern.

Von dort aus führte unser Weg an Reisfeldern vorbei, auf denen gerade die zweite Ernte eingeholt wurde. Dabei streiften wir einen Baum mit Flughunden, auf den uns Kamnat aufmerksam machte.

Erst gegen 14:30 Ur erreichten wir den Fuße des Prasat Banan.

Bevor wir die 350 steilen Stufen zum Prasat Banan in Angriff nahmen, brachte uns Kamnat zu einer kleinen Garküche am Ufer des Sees. Anstelle eines touristischen Lokals wählte er bewusst ein einfaches, von der Witwe eines verstorbenen Tuk-Tuk-Fahrers geführtes Restaurant. Die Speisekarte war zwar klein, aber das Essen schmeckte hervorragend – und die ruhige Atmosphäre am Wasser machte die Pause besonders angenehm und authentisch.

Prasat Banan

Bevor man den Prasat Banan besichtigen kann, gilt es, rund 350 steile Stufen zu bewältigen. Der Tempel stammt vermutlich aus dem 11. Jahrhundert und wurde unter der Herrschaft von König Udayadityavarman II. erbaut. Architektonisch erinnert die Anlage an Angkor Wat – allerdings in deutlich kleinerem Maßstab.

Die Tempelanlage besteht aus fünf Türmen, die auf einer rechteckigen Plattform stehen. Trotz seines Alters sind viele Details wie Türrahmen, Steinschnitzereien und die Grundstruktur der Türme noch gut erhalten.

Prasat Banan gilt als einer der schönsten Khmer-Tempel im Westen Kambodschas außerhalb des Angkor-Gebiets und ist ein beliebtes Ziel für Einheimische und Reisende gleichermaßen.

Damit war unser ereignisreicher Tag aber noch lange nicht zu Ende.

Der Weg zu unserem letzten Tempel was so rasant wie interessant. Kleines wie großes Landwirtschaftliches Gerät fuhr über die staubigen Straßen, während die sanft blickenden Kühe in aller Seelenruhe ästen.

Um den letzten Tempel zu erreichen wechselten wir von Kamnats Tuk Tuk auf die Pritsche eines PKW’s. Dieser brachte uns gemächlich zum

Wat Phnom Sampeau

Leider waren wir schon etwas spät dran und streiften daher nur die Tempelanlage.

Rückblickend war es ein ganz schöner Wettlauf mit der Zeit. Zum einen wollten wir gerne den Sonnenuntergang hier erleben aber zum anderen stand ja auch noch die Besichtigung der Killing Caves auf dem Programm. Während die Sonne so langsam die Bergspitzen erreichte, erreichten wir den

Höllengarten

Die Darstellungen der buddhistischen Höllenvorstellungen (oft „Höllengarten“ genannt) findet man in vielen Tempelanlagen in Südostasien – sie dienen der moralischen Unterweisung und sollen die Konsequenzen schlechten Handelns im nächsten Leben veranschaulichen. Die Darstellungen sind ganz schön blutrünstig.

Höllengarten
Höllengarten

Die Kombination aus fantastischen Wesen und drastischen Szenen ist typisch für diese Art von Darstellung. Es geht nicht um eine realistische Darstellung, sondern um symbolische Warnungen – z. B. vor Mord, Diebstahl, Lügen, Ehebruch oder Respektlosigkeit gegenüber den Eltern und Mönchen.

Diese Szenerien sind keine Attraktion im westlichen Sinn, sondern ein Teil der religiösen Volksfrömmigkeit. Wer sie besucht, bekommt einen eindrucksvollen Einblick in die kambodschanische Vorstellung von Ethik, Wiedergeburt und Karma.

Fast könnte man glauben, die Landschaft möchte mit einem fantastischen Sonnenuntergang von der blutrünstigen Geschichte dieses Berges ablenken.

Die Killing Cave am Phnom Sampov

Der Phnom Sampov ist für viele Kambodschaner ein heiliger Ort, aber auch ein Ort des Schreckens.

Während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer diente der Berg als Versteck und strategischer Rückzugsort. Aufgrund seiner steilen Hänge und der abgelegenen Lage war er leicht zu verteidigen. In den Höhlen, besonders in der größten, wurden zahlreiche Menschen getötet – nicht durch Erschießen, sondern durch den Sturz in die Tiefe. Auch Kinder wurden nicht verschon.

Heute herrscht in der Höhle bedrückende Stille. Eine Gedenkstätte mit einem liegenden Buddha und einem Glaskasten mit Totenschädeln erinnert an die Opfer. Die Höhle steht stellvertretend für die Gewalt und das Leid, das unzählige Kambodschaner unter dem Regime der Roten Khmer erfahren mussten.

Die Atmosphäre ist beklemmend. Besucher steigen leise die Stufen hinab, viele sichtbar bewegt. Es ist ein Ort, der das Grauen greifbar macht. Was hier geschah, ist historisch belegt: Kambodschaner wurden gezwungen, andere Kambodschaner zu töten.

Heute dient dieser Ort nicht nur dem Gedenken, sondern auch der stillen Bitte um Vergebung.

Nach all dem Grauen waren wir froh, den Tag mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang ausklingen zu lassen. Gerne wären wir noch länger geblieben, doch Kamnat drängte zum Aufbruch: Nur wenige Minuten entfernt sollte gleich ein besonderes Naturschauspiel beginnen. Tausende Fledermäuse würden bei Einbruch der Dunkelheit aus einer Höhle ausschwärmen

Tja, shit happens – ausgerechnet die Sache mit den fliegenden Fledermäusen war das Einzige, das an diesem Tag nicht wie geplant funktionierte. Ob es an unserem Sitzplatz lag oder einfach schon zu dunkel war, lässt sich nicht sagen – jedenfalls bekamen wir nur vereinzelt ein paar Fledermäuse zu Gesicht.

Da wir aber wissen, wie beeindruckend so ein Spektakel aussehen kann, war das für uns kein großer Verlust. Der Tag war ohnehin voller Eindrücke – und der verpasste Moment konnte dem nichts anhaben.

 Zum Abschluss gönnten wir uns in der Hotelbar ein kleines Abendessen und einen wohlverdienten Cocktail

Rückblickend war dies der informativste und eindrücklichste Tag unserer Kambodscha-Reise. Danke Kamnat!