2. Tag

Wer glaubt, dass es jetzt direkt nach Angkor Wat geht, liegt falsch. Auch unser Fahrer war sichtlich überrascht, als wir ihm von unserem Plan erzählten:

Heute wollten wir zuerst das Gebiet rund um Phnom Kulen erkunden – ein etwas abseits gelegener, aber spannender Teil der Region, der ebenfalls viel Geschichte und Natur zu bieten hat.
Die Tempelruine von Banteary Srei sowie der Liegende Budda hatten es uns am meisten angetan. Von Rani erfuhren wir dann noch von einem Wasserfall und dem Fluss der Tausend Lingas, die wohl sehr heilig sind.

Rani erzählte uns außerdem von einem Wasserfall und dem Fluss der Tausend Lingas, die in der Region als heilig gelten. Wir vertrauten darauf, dass Rani den Tag in der richtigen Reihenfolge plant – und schon ging’s los.

Unser erstes Ziehl war der

Liegende Buddha von Preah Ang Thom

Der liegende Buddha von Preah Ang Thom befindet sich auf dem Phnom Kulen, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Siem Reap. Die Statue ist etwa 8 Meter lang und wurde im 16. Jahrhundert direkt aus einem Sandsteinfelsen herausgearbeitet. Sie stellt den Buddha in der sogenannten Parinirvana-Position dar – liegend auf der rechten Seite, mit dem Kopf auf der Hand ruhend –, was den Moment seines Eintritts ins Nirvana symbolisiert.

Die Figur ist Teil des Tempels Preah Ang Thom, einer kleinen, aber bedeutenden buddhistischen Pilgerstätte. Die Statue selbst ist in ein einfaches Schutzgebäude eingebettet und wird von Gläubigen regelmäßig mit Blumen, Räucherstäbchen und Opfergaben verehrt.

Der Tempel liegt auf einer Anhöhe und ist über eine lange Treppe zu erreichen. Von oben bietet sich ein weiter Blick über die umliegenden Wälder des Kulen-Gebirges. Preah Ang Thom gilt als heiliger Ort, nicht nur wegen der Buddha-Statue, sondern auch wegen der historischen und spirituellen Bedeutung des Phnom Kulen als Wiege des alten Khmer-Reichs.

Am Fuße der Treppe zum Tempel Preah Ang Thom begegneten wir einer beeindruckenden Statue – Garuda, ein mythisches Wesen aus der hinduistisch-buddhistischen Welt. Die Figur mit Vogelbeinen, Flügeln und einem schnabelartigen Gesicht steht symbolisch für Stärke, Mut und Schutz.

Garuda gilt als Reittier des Gottes Vishnu und wird in Kambodscha oft als Wächter heiliger Orte dargestellt. Inmitten des Waldes wirkte die Statue fast lebendig – als würde sie die Tempelanlage beschützen.

 

Entlang der Treppe zum Tempel reihten sich kleine Verkaufsstände mit einheimischem Obst, Gemüse und Gewürzen. Vieles davon war uns völlig unbekannt. Leider scheiterten unsere Versuche, Genaueres über die exotischen Früchte zu erfahren – wir sprechen kein Khmer, und die meist älteren Händlerinnen kein Englisch

Oben erwartete uns ein Plateau mitten im Dschungel. In jeder Ecke gab es etwas zu entdecken und über all den Figuren und Tempeln lag der Budda zu seiner letzten Ruhe. 

Hoch oben bei Buddha hatte man einen tollen Ausblick über den Dschungel.

Wieder unten, auf dem Boden der Tatsachen wurde uns beim Spaziergang entlang dieser uns so unbekannten Bäume mit ihren riesigen Wurzeln so langsam bewusst,  dass wir bei all unserer Zeit die wir für Siem Reap eingaplant hatten, doch nur an der Oberfläche kratzen würden, denn schon hier hätten wir gerne viel mehr Zeit eingeplant.

 

Unser nächstes Ziel „Der Fluss der Tausend Lingas“ war nicht weit entfernt.

Leider hatten wir Rani falsch verstanden und dachten, wir wären auf dem Weg zum Wasserfall, was uns einen wunderschönen Spaziergang entlang des Flusses, quer durch den Dschungel – in Begleitung vieler großer Schmetterlinge einbrachte.

Die eigentiche Sehenswürdigkeit ließen wir daher erst einmal sprichwörtlich „links“ liegen.

Der Fluss der Tausend Lingas,

auch Kbal Spean genannt, ist ein heiliger Ort auf dem Phnom Kulen. Im Flussbett und auf den angrenzenden Steinen sind unzählige kleine Lingas (symbolische Darstellungen des Gottes Shiva) sowie Yonis und andere religiöse Motive eingemeißelt – viele davon über 1000 Jahre alt.

Diese kunstvollen Reliefs stammen aus der Angkor-Zeit und sollten das Wasser segnen, bevor es weiter Richtung Angkor floss – ein spiritueller Akt, der Fruchtbarkeit und Wohlstand bringen sollte. Noch heute gilt der Ort als besonders heilig, und viele Einheimische kommen hierher, um zu beten oder Opfer darzubringen.

Der Fluss schlängelt sich ruhig durch den Dschungel, und wenn man genau hinschaut, entdeckt man die in Stein gehauenen Zeichen unter dem fließenden Wasser – ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Natur und Geschichte.

Ehrlich gesagt konnten wir Banausen ohne Hilfe dort nichts entdecken. Aber da viele Mönche dorthin Pilgern, gibt es wohl etwas zu sehen.

 

Unsere dritte Station des heutigen Tages war der

Phnom Kulen Wasserfall

Diesen erreichten wir nach einem kurzen Spaziergang vom Parkplatz aus. Wir mussten echt grinsen als wir ihn endlich erreichten. Hier war ganz schön was los. Viele Touristen tummelten sich im Wasser vor und unter dem Wasserfall, der viel größer war, als wir ihn in der Trockenzeit erwartet hätten.

Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen:

Die obere Stufe ist etwa 5 Meter hoch.

Die untere und größere Stufe stürzt ca. 20 Meter in die Tiefe und bildet darunter ein natürliches Becken, in dem das Baden erlaubt ist.

Der Wasserfall ist nicht nur ein schöner Ort zum Schwimmen und Picknicken, sondern auch ein heiliger Platz. Viele Khmer glauben, dass das Wasser des Kulen heilig ist, da es über die Lingas von Kbal Spean fließt und dadurch spirituelle Kraft erhält.

Um den Wasserfall zu erreichen, führt ein Weg mit teils steilen Treppenstufen hinunter – Badesachen und rutschfestes Schuhwerk sind empfehlenswert.

Nach der Mittagspause, in der uns Rani in ein einfaches, von Kambodschanern geführtes Restaurant führte, besuchten wir die Tempelanlage

Banteay Srei

Dieser Tempel ist auch bekannt als die „Zitadelle der Frauen“ und liegt etwa 25 Kilometer nordöstlich von Angkor Wat. Er gehört zu den kunstvollsten Tempelanlagen der Khmer-Zeit. Erbaut wurde er im 10. Jahrhundert und ist dem Gott Shiva geweiht.

Besonders beeindruckend ist das Baumaterial: Statt der üblichen grauen Sandsteinblöcke besteht Banteay Srei aus rosafarbenem Sandstein, der feine, tief geschnitzte Reliefs ermöglicht. Diese zeigen Szenen aus der hinduistischen Mythologie mit einer Detailgenauigkeit, die in Angkor ihresgleichen sucht.

Obwohl der Tempel deutlich kleiner ist als viele andere Anlagen, gilt er wegen seiner Proportionen, Harmonie und meisterhaften Steinmetzkunst als eines der Juwelen der Angkor-Architektur.

Unser Reiseführer hatte nicht zu viel versprochen: Der rosafarbene Sandstein strahlte regelrecht in der Sonne, und die feinen Ornamente verzauberten uns vom ersten Moment an.

Der Legende nach soll Banteay Srei von einer Frau erbaut worden sein – die filigranen Reliefs seien so zart gearbeitet, dass man annahm, sie könnten nicht von Männerhand stammen. Ich vermute allerdings, dass es mehr als nur eine Frau dafür gebraucht hätte.

Erstaunlich ist auch, dass dieser Tempel nicht von einem König, sondern von einem Brahmanen – einem Gelehrten und Priester – in Auftrag gegeben wurde. Wer noch tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, schaut bitte bei Wikipedia vorbei.

Am Ende eines Tempels steht oftmals eine Band.
Diese besteht meist aus Mönchen oder Opfern der Roten Khmer. Seid nett und macht nicht nur Fotos, sondern spendet auch eine Kleinigkeit.

In Banteay Srei kamen wir am Ende sogar an einem Reisfeld vorbei.

Reis ist das wichtigste Grundnahrungsmittel in Kambodscha – für viele Familien gehört der Anbau zum Alltag und sichert die Lebensgrundlage. Rund 80 % der ländlichen Bevölkerung ist direkt oder indirekt in die Landwirtschaft eingebunden, wobei der Reisanbau eine zentrale Rolle spielt.

Der Großteil des kambodschanischen Reises wird in der Regenzeit (Mai bis Oktober) angebaut. In dieser Zeit füllen sich die Felder durch Monsunregen ganz natürlich mit Wasser. In den fruchtbaren Ebenen des Mekong und des Tonle Sap wachsen vor allem traditionelle Sorten, die oft in Handarbeit angebaut und geerntet werden.

Viele Bauern arbeiten noch mit einfachen Werkzeugen und Ochsenkarren, doch allmählich hält auch moderne Technik Einzug. Neben dem Eigenbedarf wird zunehmend auch für den Export produziert – vor allem Jasminreis ist international gefragt.

Während der Trockenzeit sieht man oft Felder, die auf ihre nächste Flutung warten – oder mit Hilfe von Bewässerungssystemen als zweite Ernte genutzt werden.

Mit diesen Eindrücken endet dieser zweite Tag in Siem Reap.